CBD aus medizinischer Sicht

CBD – warum Gesundheitsstudien wieder en vogue sind

Der von US-Präsident Richard Nixon international ausgerufene „War on Drugs“ schüttete das Kind mit dem Bade aus und warf die Medizin weit zurück. Heute sehen Ärzte und Politik den Gegenstand differenzierter. So wächst die Erkenntnis dafür, dass Aspekte wie Sucht und Heilungsprozesse nicht messerscharf voneinander zu trennen sind und wertvolle Heilpotenziale von Pflanzen durch das Forschungstabu nicht genutzt werden konnten.

Ein ausgezeichnetes Beispiel für diese Problematik ist Cannabidiol, das medizinisch wirksamste Cannabinoid der Hanfpflanze, das sich im Gegensatz zu seinem berühmt-berüchtigten Gegenspieler THC auf Konsumenten nicht psychoaktiv auswirkt und damit als unbedenklich gelten kann.

CBD Tropfen

Run auf CBD

Seitdem CBD als Supplement in Apotheken, Drogerien und Bioläden frei verkauft werden darf (als Nahrungsmittel unterliegt es der Novel-Food-Verordnung der EU), hat ein Run auf das Cannabidiol eingesetzt. Beliebt ist bei Kunden besonders die bequeme Variante, sich das CBD Öl frei ins Haus liefern lassen. Was können Kunden sich von CBD aus medizinischer Sicht erhoffen, oder anders gefragt: Ist der Hype um CBD berechtigt?
 

Interaktion mit dem größten Bionetzwerk

Dem israelischen Arzt und Forscher Raphael Mechoulam gelang in den 1980er Jahren die Entdeckung des Endocannabinoid-Systems (ECS) des Menschen. Die Schwierigkeiten, mit denen er für seine Forschungen an der Hanfpflanze konfrontiert war, lesen sich wie eine Detektivgeschichte. Tatsächlich geschah die Entdeckung dieses Biosystems an einem so späten Zeitpunkt, dass dies der Bedeutung dieses Biosystems in keiner Weise gerecht wird.

Beim ECS handelt es sich nämlich um das größte biologische Netzwerk, das evolutionär in der Zeit der Kambrischen Revolution angesiedelt ist und das deshalb nicht nur Menschen und hochentwickelte Säugetiere, sondern auch viele andere Lebewesen besitzen. Die Interaktion der Cannabinoide geschieht nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip. In diesem Bild sind die Cannabinoide die Schlüssel, die an den Rezeptoren des ECS andocken und daraufhin ihre Wirkung für den Organismus entfalten.
 

Die Aufgaben des ECS

Als größtes biologisches Netzwerk des Menschen durchstreift das ECS das Nervensystem, die Körperorgane, das Immunsystem, das Bindegewebe und die Haut. Entsprechend ganzheitlich sind die Aufgaben des ECS für die Aufrechterhaltung der vitalen körperlichen, kognitiven und mentalen Funktionen des Organismus. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehören unter anderem:

  • Zellkommunikation
  • Vitalität des Herz-Kreislauf-Systems
  • Schlaf-wach-Rhythmus
  • Hormonregulation
  • Knochen- und Muskelgesundheit
  • Justierung der Körpertemperatur
  • Abwehr von Erregern
  • Bewältigung von chronischen Schmerzen
  • Stimmung
  • Stoffwechsel und Appetit
  • Erinnerung und Lernen
  • Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Modulation von Angst und Stress
     

Wie funktioniert das ECS?

Das ECS ist mit zahlreichen Schaltkreisen verknüpft, wobei jeder Regelzyklus bestimmte Funktionen ausübt. Die einzelnen Regelkreise müssen im Sinne der Homöostase in Bewegung sein. Eine Mangelsituation von Cannabinoiden kann die Schaltzyklen zum Erliegen bringen. Beispielsweise wurde das appetitzügelnde Medikament Rimonabant 2008 innerhalb der EU verboten, als bekannt wurde, dass der Wirkstoff den CB1-Rezeptor blockiert, sodass zahlreiche Patienten an einer Angststörung erkrankten.
 

Typische Mangelsituationen von Cannabinoiden

Im Regelfall tritt eine Mangelsituation auf, wenn der Körper nicht mehr selbstständig genügend Endocannabinoide erzeugen kann, sodass er der Zuführung durch Phytocannabinoide bedarf. Damit können die typischen Ursachen für einen Mangel an Cannabinoiden auf inneren und äußeren Faktoren beruhen. Es hängt vom Einzelfall ab, ob für das dadurch entstandene Krankheitsbild eher eine körpereigene Synthetisierungsschwäche oder schwere äußere Belastungen, zum Beispiel Angst, Stress und Traumata, verantwortlich sind.
 

Welche Hoffnungen bestehen für Betroffene?

Da CBD-Präparate wie CBD-Öl in Deutschland zugelassen sind, eine gute Verträglichkeit aufweisen und keine psychoaktiven Wirkungen verursachen, spricht nichts gegen eine Behandlung in Eigenregie und Eigenverantwortung. Die Selbsttherapie liegt dank der kostenlosen Inanspruchnahme von „ Doktor Google“ ohnehin im Trend und dürfte sich durch die neue technologische Revolution durch ChatGPT und anderen KI-basierten Chatbots weiter verstärken.

Eine Heilung oder Linderung von typischen Störungen, die mit einer Mangelsituation von CBD assoziiert sind, ist möglich. Wie bei vielen offiziellen Medikamenten gibt es auch bei CBD-Öl und ähnlichen Präparaten allerdings keine Garantie auf Heilung.